
Die
schmetterlingsförmige Schilddrüse
besteht aus zwei Lappen (rechter und linker
Schilddrüsenlappen), die durch eine
Brücke (Isthmus) vor der Luftröhre
(Trachea) miteinander verbunden sind. Die
Hauptfunktion der Schilddrüse stellt die
Produktion der jodhaltigen Hormone T4
(Thyroxin) und T3 (Trijodthyronin) dar,
die eine aktivierende Funktion auf Grundumsatz und
Stoffwechsel ausüben und somit viele
Funktionen des Körpers regeln. Auch der
Knochenstoffwechsel und das Nervensystem werden
beeinflusst. Schild-drüsenhormonmangel in der
Embryonal-entwicklung und im Säuglingsalter
führt zu schweren Entwicklungsstörungen
des Nervensystems und des Skeletts (Kretinismus).

Die
Tätigkeit der Schilddrüse wird von der
Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gesteuert, die
das Thyreoidea-Stimulierende-Hormon (TSH)
ausschüttet. Die Steuerung der
Schilddrüsen-funktion durch TSH erfolgt
ähnlich wie die Steuerung einer Heizung durch
einen Thermostaten und unterliegt einem ebensolchen
Regulationskreis: Zirkulieren zu viele
Schilddrüsenhormone im Körper (im Zimmer
wird es zu heiß), so schüttet die
Hirnanhangsdrüse weniger TSH aus, entsprechend
dem Regulationskreis der Heizung (ist es warm
genug, regelt der Thermostat die Heizleistung
herunter). Sind hingegen zu wenig
Schilddrüsenhormone im Körper vorhanden
(im Zimmer wird es zu kalt), so steigert die
Hirnanhangsdrüse die TSH-Ausschüttung und
regt damit die Schilddrüse zur
Hormonproduktion an (der Thermostat misst die zu
niedrige Raumtemperatur und aktiviert das
Heizsystem).
Die
drei Hormone TSH, freies T3 und freies T4
können heute in jedem Labor
routinemäßig bestimmt werden und geben
exakt Auskunft über die aktuelle Funktionslage
der Schilddrüse:
1.
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Normale
Schilddrüsenfunktion
(Euthyreose): TSH, fT3 und fT4 im
Normbereich
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2.
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Schilddrüsenüberfunktion
(Hyperthyreose):
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a)
Grenzwerthyperthyreose: TSH stark
erniedrigt bzw. komplett
unterdrückt,
fT 3 und fT 4 noch im
Normbereich
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b)
manifeste Hyperthyreose: TSH suprimiert,
fT3 und/oder fT4 erhöht
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3.
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Schilddrüsenunterfunktion
(Hypothyreose):
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a)
Grenzwerthypothyreose: TSH erhöht,
fT3 und fT4 noch im Normbereich
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b)
manifeste Hypothyreose: TSH erhöht,
fT3 und/oder fT4 erniedrigt
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Als
Kropf (Struma) bezeichnet man jede
Vergrößerung der Schilddrüse. Die
Vergrößerung kann hierbei
gleichmäßig erfolgen (Struma
diffusa) oder mit knotigen
Veränderungen einhergehen (Struma
nodosa). Mit zunehmender Kropfbildung wird
äußerlich eine Verdickung des Halses
erkennbar. Sie kann Luft- und Speiseröhre
einengen, Atemnot, Heiserkeit und
Schluck-störungen verursachen, sowie zu einem
unangenehmen Druck- oder Kloßgefühl im
Hals führen.
Die
häufigste Ursache der Kropfbildung in
Deutschland ist der Jodmangel
(Jodmangel-Struma, Jodmangel-Kropf).
Die Schilddrüse versucht durch Wachstum und
Vergrößerung den Jodmangel
auszugleichen. Die Schilddrüsenfunktion bei
der Jodmangel-Struma ist in der Regel normal
(Euthyreose, euthyreote Jodmangel-Struma). Weitere
Ursachen für Vergrößerungen der
Schilddrüse sind Immunkrankheiten (z.B.
M. Basedow), Entzündungen
(Thyreoiditis), sowie gutartige (Zysten, Adenome)
oder bösartige Gewebewucherungen (Struma
maligna).
Abb.:
K ropf (Struma) (Vergrößerung der
Schilddrüse)
Durch
eine Blutuntersuchung kann schnell und
einfach festgestellt werden wieviel
Schilddrüsenhormone ausgeschüttet werden
und welcher Funktionszustand (normale Funktion,
Über- oder Unterfunktion) gerade vorliegt
(s.o.).
Mit
der Ultraschalluntersuchung der
Schilddrüse kann der erfahrene Untersucher
schnell und einfach Größe, Struktur und
Lage der Schilddrüse beurteilen. Vorhandene
Knoten können nach Aussehen, Struktur und
Durchblutung eingeteilt werden. Zusammen mit der
Funktionslage und eventuell erforderlichen weiteren
Laborwerten (z.B. Antikörper bei M.Basedow
oder Hashimoto-Thyreoididts) läßt sich
häufig bereits die Diagnose der
Schilddrüsenerkrankung stellen und die
erforderliche Therapie einleiten. In bestimmten
Fällen sind zur exakten Einordnung der
Erkrankung weitere Untersuchungen wie
Szintigraphie, Feinnadelpunktion u.a. notwendig
(s.u. 3. Welche Untersuchungen sind vor der
Operation erforderlich?).
Ultraschall
normale Schilddrüse
links:
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Querschnitt
+.....+
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rechts:
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Längsschnitt
+.....+
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Die
allermeisten Knoten in einer
Jodmangel-Struma sind gutartig. Sie stellen
gutartige Wucherungen des Schilddrüsengewebes
dar und sind zum Teil zystisch oder regressiv
verändert. Je nach ihrer Fähigkeit Jod
aufzunehmen und Schilddrüsenhormone zu
produzieren, werden die Knoten entsprechend der
szintigraphischen Abbildung in heiße
bzw. warme Knoten (vermehrte Jodaufnahme und
vermehrte Schilddrüsenhormonproduktion und
damit "Aufleuchten" in der Szintigraphie) sowie in
kalte Knoten (keine Jodaufnahme, keine
Hormonproduktion, verminderte Farbabbildung in der
Szintigraphie) unterteilt. Die exakte weitere
Abklärung kalter Knoten ist notwendig, da sich
dahinter eine bösartige
Schilddrüsenerkrankung verbergen kann.
Bei
einer Schilddrüsenüberfunktion
(Hyperthyreose) werden vermehrte Hormone
gebildet und in das Blut abgegeben. Sie steigern
den Stoffswechsel und verursachen Zittern,
Hitzegefühl, Herzrasen,
Herzrhythmusstörungen, Übererregbarkeit,
Heißhunger, Neigung zu Durchfällen,
Haarausfall und vieles andere mehr. Der eingangs
geschilderte Regelkreis ist in der Regel
gestört. Eine unbehandelte Überfunktion
der Schilddrüse ist gefährlich und kann
zu krisenhafter lebensbedrohlicher
Entgleisung führen (thyreotoxische
Krise). Ursachen für eine
Schilddrüsenüberfunktion sind am
häufigsten autonome Adenome
(gutartige warme Knoten in der Schilddrüse,
die vermehrt Hormone produzieren und nicht dem
Regelkreis unterliegen). Diese autonomen Adenome
können einzeln (solitäres Adenom) oder
auch in größerer Anzahl in der
Schilddrüse vorliegen.
Eine
weitere Ursache einer
Schilddrüsenüberfunktion ist der
Morbus Basedow, eine Immunerkrankung
der Schilddrüse, die mit einer
Schilddrüsenüberfunktion und häufig
mit einer typischen Erkrankung der Augen
(endokrine Orbitopathie) einhergeht.
Diese ist gekennzeichnet durch ein Hervortreten der
Augen, Schwellung der Augenlider, vermehrtes
Tränen der Augen, Brennen der Augen bis hin
zur Abnahme der Sehkraft.
Charakteristik:
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echoarme
Schilddrüse
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Farbduplex
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gesteigerte
Durchblutung
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Diagnose:
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M.
Basedow
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Bei
Erkrankungen der Schilddrüse mit
Überfunktion sollte vor einer Operation immer
versucht werden durch medikamentöse Behandlung
eine normale Schilddrüsenfunktion (Euthyreose)
zu erreichen. Zur definitiven Therapie stehen dann
neben der Operation die medikamentöse Therapie
und die sogenannte "innere Bestrahlung" mit
radioaktivem Jod (Radiojodtherapie) zur
Verfügung.
Bei
einer Schilddrüsenunterfunktion
(Hypothyreose) werden zu wenig Hormone
produziert. Die Folgen sind Müdigkeit,
Antriebs- und Appetitlosigkeit,
Kälteempfindlichkeit, sowie Gewichtszunahme.
Die Ursache ist oft eine unerkannt abgelaufene
Entzündung der Schilddrüse
(Hashimoto-Thyreoiditis). Die Unterfunktion kann
durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen
(eine Tablette täglich) einfach und effektiv
behandelt werden kann.
Eine Operation ist daher nur selten erforderlich,
es sei denn es liegen gleichzeitig verdächtige
kalte Knoten vor.
Charakteristik:
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kleine
Schilddrüse, echoarm
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Farbduplex
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verminderte
Durchblutung
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Diagnose:
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Hashimoto
- Thyreoiditis
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